Samstag, 20. August 2011

Retrospektiv VIII - Prototyping „Das Dorf“



Liebe Leserinnen und Leser, Kunstfreundinnen und Freunde,

wenn ich ein großes Projekt angehe - wie auch das aktuelle - kann es sein, dass die ersten Bilder nicht in das Projekt eingehen, weil sie nicht so geworden sind, dass ich sie in Serie gehen lasse. Es sind sozusagen Prototypen, die für das Großprojekt wichtige Entscheidungen ermöglichen, aber nicht der Tonart entsprechen, die ich für richtig halte. Was Ihr hier sehr sind die Prototypen für „Das Dorf“. Nicht, dass ich sie als Bilder verwerfen würde, jedoch sind sie in ihrer Malerei zu dynamisch, um in einem großen Bilderblock von 20 Portraits gut zu funktionieren. Falls Ihr Euch erinnert, sind die endgültigen Bilder fast monochrom, erdig sozusagen, was dem Titel „Das Dorf“ optimal gerecht wird. Ähnlich wie in der Musik muss ich eine Tonart wählen, die das Gesamtwerk bestimmt und zur Aussage passt.

Der freundliche Herr auf dem linken Portrait ist der Kunstsammler Ludwig Fotter, der 2004 leider im Alter von 65 Jahren verstarb. Was ihn und mich verband war einerseits eine sehr gute Freundschaft und andererseits ein gemeinsames Anliegen: Barrierefreiheit. Ludwig Fotter hatte in jungen Jahren einen tragischen Unfall und war von da an schwer querschnittsgelähmt. Ähnlich wie bei dem Maler Chuck Close, war auch die Feinmotorik seiner Hände stark eingeschränkt. Doch er hat sich Zeit seines Lebens nicht daran hindern lassen, seiner Leidenschaft nachzugehen: dem Sammeln satirischer Zeichnungen. Die Sammlung des Ludwig Fotter ist eine der bedeutendsten, wenn nicht die bedeutendste Sammlung für satirische Zeichnungen im deutschsprachigen Raum. Aus seinem Lebenswerk ist eine Stiftung hervorgegangen, die ihrerseits unter anderem für die hohe Qualität der Caricatura in Kassel mitverantwortlich ist. Ludwig Fotter lebte und arbeitete im Behindertendorf Altenhof im Hausruckwald in Österreich. Er leitete dort ein Kulturzentrum mit angeschlossener Galerie und konnte unter anderem so bedeutende Größen wie Gerhard Haderer und Manfred Deix für sein Galerieprojekt gewinnen, die alle ihre Werke dort ausstellten. Auf diese Art hat er die Barriere zwischen drinnen und draußen zu überwinden gelernt und sehr viel Publikum in das Dorf gelockt, um einen lebendigen Austausch zu ermöglichen. Die meisten dieser Künstler waren sehr eng mit ihm befreundet.

Auch beim aktuellen Bild, dem Portrait 2.0.1, das immer noch unfertig auf meiner Staffelei steht, ist die Tonart zu klären. Auch hier stellt sich die Frage, ob ich im Stil des Bildes eine ganze Werkreihe anfertigen werde. Also habt bitte noch ein wenig Geduld mit mir, liebe Leser, bevor Ihr das Bild zu sehen bekommt.

Ludwig Fotter hat mir jedenfalls durch sein Lebensbeispiel gezeigt, dass man durch Kunst Barrieren überwinden kann, die ohne die Kunst unüberwindlich scheinen. Abschließend möchte ich den Erfinder der Mail-Art, Robert Rehfeld, zitieren:

„Kunst ist, wenn sie trotzdem entsteht.“



All photos in this post are taken by Lars Käker. © Lars Käker 2011

4 Kommentare:

  1. Beautiful and expressive portrait work. Zehr gut!

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  2. Lars-Thanks for visiting my blog and the very kind commenst you left. I wish I could understand German ...but I love these 2 portraits over here. Very lively and full of character. and I especially love the Bhakita project flyer from a few posts down. Did you do that drawing? I just love it! -Soraya

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  3. I like a lot these couple portraits, the atmosphere.

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